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Philosophie von contact

Hier möchte ich euch erzählen, welche Gedanken mich dazu bewegt haben, contact zu gründen.

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Die Welt, in der wir heute leben, lässt wenig Raum, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Sie ist ganz überwiegend auf das Außen ausgerichtet, von der äußeren Erscheinung über Fassaden, Rollen, Besitz, Konkurrenz und Wettbewerb.

 

 Was zählt ist, wie man sich nach außen gibt, welche Show, welche Rolle man spielt, und wie gut man sie beherrscht. Für das Innenleben bleibt da wenig Zeit, Energie und Aufmerksamkeit übrig. Auch ist das Beschäftigen mit Gefühlen eine Sache, die immer noch viel zu oft als Überempfindlichkeit belächelt wird. Gefühle äußern wird als Schwäche ausgelegt, als Beweis, sich nicht “im Griff” zu haben. Je nach zugehörigem Geschlecht wird man dafür nochmal unterschiedlich abgewertet. Und immer wieder begegnet man dem konstruierten, nicht existenten Widerspruch von Emotionalität und Rationalität. Dabei sind Emotionen erst die Auslöser, die Triebfeder des menschlichen Handelns. Ohne Emotionen hätten wir keine Handlungsmotivation; z. B. resultiert aus Angst das Bedürfnis und die Motivation, Sicherheit und Kontrolle herzustellen.

Nach Faktenlage (rational) zu handeln und dabei etwas zu empfinden, schließt sich keinesfalls aus, sondern bedingt sich ganz im Gegenteil gegenseitig. Weil wir Menschen sind. Jede rationale Entscheidung wird von einer Emotion angestoßen.

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Farnblatt

“Alles, was zählt, ist die Intuition. Der intuitive Geist ist ein Geschenk, der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.”

  Albert Einstein  

Dabei ist es die größte Stärke, sich mit seinen Gefühlen und auch mit seinen wunden Punkten, seinen Schwächen auseinanderzusetzen und diese als zutiefst menschlichen Teil von sich selbst anzuerkennen. Denn genau an dem Punkt, an dem wir den Mut haben, unseren Schwächen ins Auge zu blicken und sie anzunehmen, beginnt der eigentliche Prozess der Selbstreflexion, und damit die echte Chance, sich weiterzuentwickeln.

 Ein Mensch ist dann reif, wenn er aus seinen Erfahrungen gelernt hat und nicht, weil er einfach nur älter wird und sich an seine Überzeugungen klammert. Und Selbstreflexion ist eben nicht, sich vor den Spiegel zu stellen und sich der eigenen Großartigkeit zu versichern.

 

 Wir passen uns an und spielen die Rolle, von der wir glauben, dass sie uns Erfolg verspricht, wenn wir es nur gut genug machen. Ob uns das auch wirklich glücklich macht, ist nicht wichtig. Es wird von uns aber erwartet, glücklich zu sein, wenn wir unsere Rolle gut ausfüllen. Wir erfüllen fremde Erwartungen statt eigene Bedürfnisse.

So sagen wir, es ginge uns gut, obwohl wir uns da gar nicht so sicher sind, weil es sich irgendwie nicht so anfühlt, obwohl es das doch müsste? Also muss es wohl stimmen: Mir geht es gut, ich bin glücklich. Glaube ich.

“Je weniger wir frei sind, wer wir sind oder wie wir leben wollen, desto mehr versuchen wir, eine Fassade zu errichten, die Tatsachen zu kaschieren und in Rollen zu schlüpfen.”

  Hannah Arendt  

Und so versuchen wir, den von allen anderen um uns herum für uns vorgesehenen Weg zu gehen und durchzuhalten. Unsere innersten Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte bleiben dabei häufig auf der Strecke, sofern sie nicht in unsere Rolle passen. Hier wirken sich die soziokulturell konstruierten Rollenbilder übrigens für alle Geschlechter mehr als einschränkend und damit nachteilig aus. Schon Babys werden in rosa oder blaue Klamotten gesteckt und verstehen noch bevor sie eingeschult werden, was für sie "gedacht ist" und was nicht. Und weil es ihrem sozialen Instinkt nach Zuwendung (Sicherheit) und Akzeptanz entspricht, adaptieren sie diese Muster schnell und versuchen zu gefallen. Sich davon später zu befreien wenn man realisiert, wie nachteilig und repressiv diese Muster für einen sind, ist dann ein riesengroßes Stück Arbeit.

 

 Dieses Unterdrücken (bewusst und unbewusst) führt zu Frustration, vielleicht sogar Aggression, weil das Nervensystem diese vorhandenen Emotionen am Ende trotzdem irgendwie verarbeiten und die entstandene Spannung abbauen muss. Ist das System überfordert, weil es vielleicht auch nie Strategien erlernt hat, mit solchen Emotionen angemessen umzugehen, kann das schnell zu unangemessenen Gefühlsausbrüchen oder gar Aggressionen führen. Und dazu, sich vom Leben ungerecht behandelt zu fühlen, weil man ja nicht das bekommt, was man braucht. Weil man mit seinen Bedürfnissen von der Welt ignoriert wird. Ein “Wann bin ich endlich dran?”-Gefühl entsteht, und damit beginnt die Selbstzentrierung und der Tunnelblick, der uns nach und nach alles um uns herum ausblenden lässt. Die Ellbogen werden ausgefahren.

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 So leben wir aufgrund des äußeren Drucks und der inneren Unzufriedenheit in permanenter Anspannung, und das schlägt sich auch auf unsere Kommunikation nieder. Unsere innere Einstellung bestimmt unser Verhalten und damit die äußeren Entwicklungen und Ergebnisse. Anders ausgedrückt: unser Nervensystem steht permanent unter Stress, wir rutschen immer weiter in einen dysregulierten Zustand.

“Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.”

  Marc Aurel  

Wir geraten in Missverständnisse und Konflikte, deren Ursachen uns bei weitem nicht immer klar sind, und die wir daher oft auch nicht lösen können. Und weil wir die Ursachen und Zusammenhänge nicht kennen, geraten wir immer wieder in ähnliche Situationen und gehen auch immer wieder ganz ähnlich damit um. Nämlich so, wie wir einst unbewusst gelernt haben, auf diese Dinge zu reagieren. So, wie es unser Nervensystem gelernt hat und unsere neuromuskulären Muster geprägt wurden.

 

 Ob diese erlernten Muster zielführend sind oder eben nicht, spielt dabei keine Rolle, da der in der Psychologie als Wiederholungszwang bekannte Mechanismus sehr mächtig ist. Wir wissen es ja nicht besser, kennen nur dieses Verhalten, nur diese Bewältigungsstrategien, und setzen sie immer wieder ein. Schon an dem Begriff “Bewältigungsstrategie” kann man erkennen, dass es sich eben oft nicht um Lösungen handelt, sondern lediglich um Verhaltensweisen, um die Situation irgendwie hinter sich zu bringen, zu bewältigen, aber nicht sie aufzulösen oder in der Zukunft erst gar nicht mehr entstehen zu lassen. 

Großer Baum

“Jedem Gedanken, jeder Aussage und jedem Gefühl wohnt eine schöpferische Kraft inne. In dem Maße, wie du es als Wahrheit erachtest, wird es sich auch in deiner äußeren Welt erfahrbar manifestieren.”

  Neale Donald Walsch  

Ein andauernder Kreislauf aus Missverstehen und Missverstanden werden, der immer wieder aufs Neue zu Frust und Unglück führt, ob im Berufsleben, im privaten Umfeld oder in der Partnerschaft. Ein Hamsterrad aus Stresssituationen und Unzufriedenheit, kurz: aus Dysregulation. 

 

 Manchmal verlieren wir im Laufe der Zeit sogar vollständig den Kontakt zu unserem Inneren, sodass es uns gar nicht mehr ohne Weiteres zugänglich ist. Insbesondere nach männlichem Rollenbild sozialisierte Personen sind hiervon in besonderem Maße betroffen. Wir wissen dann gar nicht mehr, wie wir uns eigentlich fühlen und was wir brauchen. Der Zugang zu unseren Gefühlen ist verschüttet unter den Erwartungen der Außenwelt an uns. Und auch die Körperwahrnehmung geht uns im Laufe der Zeit Stück für Stück verloren: Unser Hunger, Durst und Bewegungsdrang müssen sich schon früh an dafür vorgesehene Zeiten anpassen und entsprechend unterdrückt oder ausgeblendet werden. Viele Menschen müssen erst mühsam erlernen, wie sie mit ihrem Innenleben in Kontakt kommen und wie sie damit umgehen können, was sie da finden. Überhaupt haben wir heute zu Vielem den Kontakt verloren, nicht nur zu unseren Gefühlen, sondern auch zur Natur oder zu unseren Nahrungsmitteln, und manchmal sogar zu Mitgefühl und Menschlichkeit.

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Karl Marx sagte, unsere Arbeitswelt entfremdet uns von allem: von der Natur und damit schließlich von uns selbst.

 

Nur wenn wir in Kontakt und in Verbindung mit uns selbst, unseren Gefühlen und Bedürfnissen kommen, können wir diese auch kommunizieren und endlich den Weg zu einem integrierten Selbst finden, einem Gefühl der Vollständigkeit, des Verbundenseins und der inneren Zufriedenheit.

 

Und damit: Willkommen bei contact 🙂

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